Smartphones länger nutzen


Aktuell beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones 2,5 Jahre (Öko-Institut e.V.). Danach werden die meisten Smartphones gegen ein neues Modell eingetauscht. So kommt es, dass allein in Deutschland 200 Mio. Smartphones ungenutzt aber oft noch funktionsfähig in der Schublade (Bitkom e.V.) liegen. Dabei hat bereits das iPhone 6 die millionenfache Rechenleistung des Bordcomputers der ersten erfolgreichen Mondmission Apollo 11.

Soll ich mein Smartphone länger nutzen als 2-3 Jahre?
Ja, weil du damit der Umwelt einen enormen Gefallen tun würdest. Der Ressourcenabbau und die Herstellung von Smartphones haben eine negative Auswirkung auf die Umwelt. Klar, auch die Nutzung verbraucht Strom – aber die Auswirkungen auf die Umwelt sind bei der Nutzung sehr viel geringer als bei der Herstellung. Je länger ein Handy in Gebrauch ist, desto umweltfreundlicher ist es.

Warum soll ich mein altes Smartphone nicht in die Schublade legen?
Klar, man hebt das letzte Modell als Ersatz auf – falls das neue Smartphone kaputt geht. Doch alleine in Deutschland lagern mehr als 200.000.000 ungenutzte Handys in Schubladen. Jedes Smartphone enthält eine Vielzahl an wertvollen Rohstoffen wie Gold und Palladium. Und alle Rohstoffe, die nicht recycelt und in den Produktionskreislauf rückgeführt werden, müssen erneut abgebaut werden. Das sind bei rund 1,28 Milliarden jährlich verkauften Handys eine ganze Menge (statista).


Umfrage: Und wie nutzt du dein Smartphone?

Wie du im Video gesehen hast, ist die aktuelle Nutzungsdauer von Smartphones meist zu kurz und somit nicht nachhaltig. Im Rahmen des Forschungsprojekts MoDeSt untersuchen wir, ob und wie wir Smartphones nachhaltig nutzen können. Uns interessiert, wie du mit deinem Smartphone umgehst! Unterstütze unser Forschungsprojekt und nimm an unserer 2-minütigen Umfrage zur Nutzung von Smartphones teil:



12 Tipps zum nachhaltigen Smartphonegebrauch

Nachhaltigkeit betrifft alle Phasen des Lebenszyklus eines Smartphones. Du als Nutzer:in hast vor allem Einfluss auf den Kauf, die Nutzung selbst sowie die Entsorgung. In jeder dieser Phasen verringern bereits einfache Maßnahmen den ökologischen Fußabdruck deines Handys.
Hier findest du 12 einfache Tipps zum nachhaltigen Smartphonegebrauch:


Was du beim NeuKauf beachten kannst:

1. Gut für den Geldbeutel: gebraucht statt neu
Ein Smartphone aus zweiter Hand ist umweltfreundlicher als ein neues Gerät, da keine neuen Rohstoffe abgebaut und Energie für die Produktion verbraucht werden. Viele Händler bieten in ihren Shops generalüberholte Geräte an. Diese wiederaufbereiteten bzw. „refurbished“ Handys sind deutlich günstiger im Vergleich zur Neuware. Achtet auf die Garantie: Vertrauenswürdige Händler bieten mindestens 12 Monate Garantie mit optionaler Verlängerung an.


2. Upgrades – Achte auf Modularität
Modulare Smartphones sind so gebaut, dass defekte Teile leicht ausgetauscht werden können (z.B. von den Herstellern Fairphone und Shiftphone). Modularität ist ein wichtiges Nachhaltigkeitsmerkmal aus zwei Gründen: Erstens verlängert es den Lebenszyklus, da du defekte Komponenten einfach ersetzen kannst. Zweitens lassen sich die modularen Geräte in Zukunft dank Upgrade an deine Bedürfnisse anpassen. Du willst die bessere Handykamera? Ersetze die Kamera – nicht das ganze Handy.


3. Zertifizierungen als Hilfestellung
Nachhaltigkeitssiegel können dir helfen, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit von IT-Produkten einzuschätzen. Heutzutage gibt es zwar Zertifizierungen von TCO Certified oder Blauer Engel für zahlreiche IT- und Elektrogeräte – sogar für nachhaltigere Smartphones. Leider gibt es noch keine Hersteller, die entsprechend zertifizierte Smartphones anbieten. Aus Umweltsicht sind also vorerst gebrauchte oder modulare Smartphones die bessere Alternative gegenüber einem Neukauf.


4. Achte beim Neukauf auf Reparierbarkeit
Das Display ist kaputt? Tausche es einfach aus. Das geht besonders gut mit modularen Smartphones oder wenn du beim Kauf auf den Reparierbarkeits-Index von Smartphones achtest. Verschiedene Plattformen bieten hierzu ein Punktesystem an, um anzuzeigen, wie leicht oder schwer ein Smartphone zu reparieren ist, z.B. ifixt, Greenpeace, Utopia & Eco Rating von Telefonica).


5. Keep me updated!
Ein wichtiger Aspekt für eine möglichst lange Nutzung von Smartphones sind neben der Hardware vor allem Softwareupdates. Beispielsweise erschien das iPhone 5S im September 2013 und hat sein letztes Softwareupdate im September 2021 erhalten – also ganze 8 Jahre nach seinem Erscheinungsjahr (Stand Sept. 2021). Das ist leider nicht die gängige Praxis. Stiftung Warentest bietet eine Übersicht von Smartphone-Herstellern und Ihrem Update-Verhalten an.


Tipps für die Nutzung:

6. Love it, keep it and use it
Ein Leben ohne Smartphone ist möglich, aber sinnlos? Kauf dir eins, pass gut darauf auf und nutze es so lange wie möglich. Je länger du ein Gerät benutzt, bevor du es durch ein neueres Modell ersetzt, desto besser ist seine Umweltwirkung.


7. Displayschutz ist muss
Schütze dein Handy mit einer Handyhülle (auch Bumper genannt) und einem Displayschutz vor der berüchtigten Spider-App. Was nicht kaputt ist, muss man schließlich gar nicht erst reparieren.


8. Reparieren (lassen) lohnt sich
Ist dein Handy doch einmal kaputt, findest du im Netz viele praktische DIY-Reparaturanleitungen, die dich bei der Reparatur deines Smartphones unterstützen. Bei ifixit gibt es Tools, Ersatzteile und DIY-Videos. In Repair-Cafés findest du oft nützliches Werkzeug und tüftelfreudige Menschen, die dir weiterhelfen. Du willst lieber reparieren lassen? Plattformen wie kaputt und andere listen verschiedene Serviceanbieter für die Reparatur deines Smartphones, z.B. für den Akkuwechsel.


9. Pimp your Akku
Damit der Akku deines Smartphones möglichst lange leistungsstark bleibt, solltest du beim Laden drei Dinge beachten: 1. Lasse den Akku nie komplett entladen. 2. Lade ihn auch nicht vollständig auf, 80% sind optimal (heise). 3. Versuche, dein Smartphone während des Ladens nicht zu benutzen. 4. Denke daran, dass auch das „Kurz-Laden“ für wenige Minuten deinen Akku strapaziert. Der Austausch von altersschwachen Akkus kann sich lohnen – aber Achtung. Im Zweifel lieber bei einem Reparaturanbieter machen lassen, da Akkus heutzutage häufig stark verklebt sind und bei einem Ausbau ggf. einen Defekt bekommen können.


10. Weniger ist mehr
Zwar ist der Stromverbrauch eines einzelnen Smartphones gering, dennoch steht hinter jeder Textnachricht, jedem Videostream und jeder E-Mail ein Server in einem Rechenzentrum, das rund um die Uhr Strom verbraucht. Indem du deine Bildschirmzeit reduzierst, tust du deiner Umwelt etwas Gutes. Und dir selbst auch!


Und wenn doch die Zeit der Trennung gekommen ist…

11. Gib dein Smartphone weiter
Du willst nun doch ein neues Smartphone – das bisherige ist aber noch gut? Dann behalte es nicht zu lange, sondern gib es lieber zeitnah weiter. Dies ist deutlich nachhaltiger als ein Gerät in einer Schublade liegenzulassen. Je nach Zustand deines Smartphones kannst du es auch verkaufen oder spenden. Das Projekt „Handys für die Hummel“ vom NABU bietet dir bspw. die Möglichkeit, dein altes Smartphone abzugeben und damit den Insektenschutz zu unterstützen. Auch bieten einige Anbieter Rücknahmeprogramme für gebrauchte und defekte Geräte an (z. B. Gerätepfand von Shift).


12. Recycling statt Restmüll
Niemand will dein gebrauchtes Handy mehr haben – nicht mal geschenkt? Kein Problem! Dein altes Smartphone enthält eine Vielzahl wertvoller Metalle. Daher ist es wichtig, dass es korrekt entsorgt und somit recycelt werden kann. Wirf dein ausgemustertes Handy nicht in die Restmülltonne! Gib es bei deiner nächsten Sammelstelle ab. Dank dem Elektrogesetz kannst du es auch kostenfrei bei größeren Händlern von Elektronikgeräten abgeben, die es für dich recyceln.

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